Europäische Kommission: Unübersetzter Text sorgt für Unmut

Ende Mai hat die Europäische Kommission eine offizielle Presserklärung im Zusammenhang mit der Eurokrise herausgegeben, die Journalisten zur Verfügung gestellt wurde. Daran wäre nichts besonderes, läge sie nicht stundenlang nur als englischer Text vor, der erst Stunden später als Übersetzung in die übrigen Arbeitssprachen (Französisch, Deutsch), und 2 Tage später in die anderen Amtssprachen zur Verfügung stand.

Übersetzungen von Texten bei der EK nach Ausgangssprachen
Ausgangstext Englisch
2009: 74,6 % >> 2011: 77,04 % (+2,44)
Ausgangstext Französisch
2009: 8,32 % >> 2011: 7,13 % (-1,19)
Ausgangstext Deutsch
2,74 %

Das Vorgehen der Europäischen Kommission erntete Kritik eines renommierten französischen Journalisten, der auf den Konkurrenzvorteil von angelsächsischen Journalisten hinwies. Gleichzeitig machte er auf die absurde Situation aufmerksam, dass in der Eurozone mit 330 Mio. Bürgern nur 5 Mio. Iren englisch sprechen.

Die gegenständliche Verspätung wurde nach Worten des Sprechers durch Änderungen im letzten Augenblick verursacht, die zuerst im Originaldokument reflektiert werden mussten. Erst danach konnte mit der Übersetzung aller 66 Dokumente auf 450 Seiten begonnen werden (10 500 Seiten in allen Sprachen). Die Übersetzung von Arbeitsversionen der Dokumente wurde als Lösung abgelehnt. Die für die eigentlichen Übersetzungen festgelegte Zeit wurde eingehalten.

Ein Dorn im Auge der Anhänger der europäischen Mehrsprachigkeit ist auch das Europäische Parlament, in dem etliche offizielle Presseerklärungen auf Englisch herausgegeben werden, ohne in andere Sprachen übersetzt zu werden.

Die Kommission lässt mehr als 2 Mio. Dokumente jährlich übersetzen, jeden europäischen Steuerzahler kostet es 0,60 Euro. Die werden als „Demokratiekosten“ bezeichnet.