Belgische Fazilitäten-Gemeinden

Obwohl die drei Amtssprachen Belgiens Niederländisch, Französisch und Deutsch sind, heißt es nicht, dass sie unter allen Umständen immer und überall benutzt werden können; in den einzelnen Regionen des Landes wird im Amtsverkehr strikt nur eine Sprache benutzt. Ausnahme aus dieser Regel sind 19 zweisprachige Gemeinden (mit niederländischer und französischer Sprache), welche die Hauptstadt Brüssel bilden, und des Weiteren 30 Gemeinden mit Fazilitäten (sprachlichen Erleichterungen) für die Sprecher der jeweils anderen Landessprache.

Wallonische Gemeinde Enghien/Edingen mit Fazilitäten für niederländisch sprechende Bewohner
Wallonische Gemeinde Enghien/Edingen mit sprachlichen Erleichterungen für niederländisch sprechende Einwohner
Die wurden im Jahr 1963 festgelegt. Es ging um jene Gemeinden, in denen die sprachliche Minderheit laut Ergebnissen der Volkszählung von 1947 30 % und mehr erreichte. So finden wir in Belgien flämische Gemeinden mit sprachlichen Fazilitäten für frankophone Einwohner, wallonische Gemeinden mit Fazilitäten für niederländisch sprechende Einwohner, wallonische Gemeinden mit Erleichterungen für deutsch sprechende Einwohner sowie deutsche Gemeinden mit sprachlichen Fazilitäten für frankophone Einwohner.

Sprachliche Kommunikation in Gemeinden mit sprachlichen Erleichterungen
– Die Einwohner können mit der Gemeindeverwaltung in einer der beiden Sprachen eigener Wahl kommunizieren.
– Nachrichten und Mitteilungen der Gemeinde müssen zweisprachig sein, vorrangig in der Sprache der Region.
– Formulare, Akten, Genehmigungen, sonstige amtliche Dokumente müssen entweder zweisprachig sein oder in der Sprache nach der Wahl des Bürgers zur Verfügung gestellt werden.
– Die Verhandlungssprache der Gemeindeverordnetenversammlung und des Gemeinderates ist nur die Sprache der Region.
– Der Schulunterricht an den Mittelschulen erfolgt in der Sprache der Region, auf Antrag einer bestimmten Bürgeranzahl besteht die Möglichkeit des Unterrichts in den Kindergärten und an den Grundschulen in der zweiten Sprache.

Politisch besonders brisant sind 6 Gemeinden in der unmittelbaren Umgebung der Hauptstadt, die unter die flämische Verwaltung fallen und wo frankophone Einwohner sprachliche Fazilitäten genießen: Drogenbos, Kraainem/Crainhem, Linkebeek, Sint-Genesius-Rode/Rhode-Saint-Genèse, Wemmel und Wezembeek-Oppem. So, wie Brüssel noch im 19. Jahrhundert eine überwiegend niederländischsprachige Stadt war, in die immer mehr französisch sprechende und anderssprachige – im Zusammenhang mit den EU-Institutionen insbesondere englisch sprechende – Einwohner zuzogen, so dass in der heutigen Hauptstadt das Französische die überwiegende Umgangssprache ist, setzt sich dieser Trend der Französisierung und Internationalisierung auch in der Umgebung von Brüssel („Ölfleck“) fort. In den vergangenen Jahrzehnten zogen in die erwähnten Gemeinden so viele Einwohner, die kein Niederländsich sprechen, dass sie laut die Änderung des sprachlichen Gemeindestatus fordern.