Katalanisch – Sprache im Fokus der Buchmesse 2007

Die heute eröffnete Frankfurter Buchmesse steht dieses Jahr im Zeichen der katalanischen Literatur und Kultur. Katalonien ist unzertrennlich mit seiner Sprache verbunden, die jahrzehntelang zugunsten des Spanischen unterdrückt wurde. Im Vorfeld der Messe wurde heftig darüber diskutiert, ob zu den geladenen Gästen auch die spanisch schreibenden Schriftsteller der katalanischen Region gehören sollten. Ihre bedeutendsten Vertreter haben ihre Teilnahme schließlich selber abgelehnt.

Katalanisch – Fakten

ISO 639: ca

Romanische SpracheVerbreitung des Katalanischen in Europa

8. meistverbreitete Sprache innerhalb der EU

7 Mio. Muttersprachler, 3 Mio. mit Passivkenntnissen

Verbreitung:
– Nordosten Spaniens (regionale Amtssprache in den autonomen Gemeinschaften Katalonien, Valencia, Balearen)
– Andorra (Amtssprache)
– Südfrankreich (Département Pyrénées-Orientales)
– Italienisches Sardinien (Hafenstadt Alghero)

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Das eigentliche Katalanisch, obwohl es vor allem in Spanien verbreitet ist, ist kein Dialekt der spanischen Sprache. Es handelt sich um eine selbstständige romanische Sprache an der Grenze zwischen der iberoromanischen und galloromanischen Sprachgruppe. Aus der Sicht des Wortschatzes ist sie näher der portugiesischen oder italienischen Sprache als dem Spanischen.

Das Katalanische war ursprünglich eine Varietät der lateinischen Sprache auf dem Gebiet beiderseits der Pyrenäen, genannt Marca Hispanica, das niemals für eine längere Zeit von den Arabern besetzt war. Auch daher ist sein Wortschatz von der arabischen Sprache weit weniger beeinflusst als das Spanische. Die Sprachen, die dagegen den größten Einfluss auf den katalanischen Wortschatz hatten, sind Okzitanisch, Französisch und Spanisch.

Die ersten Züge einer vom Latein abweichenden Sprache tauchen in den lateinischen Texten auf dem Gebiet Kataloniens seit dem 9. Jahrhundert auf. Erste Werke der katalanischen Literatur erscheinen im 12. Jahrhundert. In dieser Zeit entwickelt sich die katalanische Sprache im engen Kontakt mit dem Okzitanischen, das in Katalonien bis zum 15. Jahrhundert die Sprache der Poesie war. Bis zum 15. Jahrhundert war Katalanisch auch auf Sizilien verbreitet, bis zum 17. Jahrhundert auf Sardinien. Die Balearen wurden zum Zufluchtsort der Flüchtlinge aus Ostkatalanien.

Die einheitliche Schriftsprache entwickelte sich im 15. Jahrhundert. Nach dem Zeitraum ihres Verfalls (1716 Spanisch zur einzigen Unterrichtssprache erklärt, 1779 Verbot von Theaterstücken auf Katalanisch) wurde in Katalonien im 19. Jahrhundert die sprachliche und kulturelle Erneuerung eingeleitet. Im Jahr 1913 erscheinen Rechtschreibregeln, 1918 Grammatik und 1932 das katalanische Wörterbuch. Die Grundlage dieses modernen Katalanischen ist die Sprache des Mittelalters und der Sprachgebrauch der gebildeten Schichten, insbesondere in Barcelona. Im Zeitraum der Francodiktatur 1939–1975, als das Katalanische verboten war, hat sich die Sprache in dieser Form konserviert.

Innerhalb der vergangenen 25 Jahre unternahm die regionale Regierung einen enormen Aufwand, um die Stellung der katalanischen Sprache im öffentlichen Leben wiederherzustellen. Hispanisierte Eigennamen erhielten ihr ursprüngliche Form, 90 % des Unterrichts an den lokalen Schulen wird heute, genauso wie die Mehrheit der Vorlesungen an den Universitäten, bereits in dieser Sprache abgehalten. Für ein Dienstverhältnis im öffentlichen Dienst müssen Katalanischkenntnisse nachgewiesen werden. Katalanisch schreiben 1200 Schriftsteller, Radios müssen sich an daran nach einer Sprachquote halten, Geschäfte müssen auf Katalanisch gekennzeichnet sein.

Da seine schriftliche Form bisher nur von 50 % der Bevölkerung beherrscht wird, ist die vollständige sprachliche Wiederherstellung aber noch eine Zukunftsmusik.

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